Das war die Klowoche im Prinzessinnengarten

Wir haben im Juli eine ganze Woche den Prinzessinnengarten mit Klo und Klo-Kultur bespielt: Auf der Mitmach-Baustelle entstand eine tolle Kloskulptur. Sie begleitete uns die Woche über von Ort zu Ort und wurde zeitweilig auch zur Bühne: Es gabe Vorträge und Kurse, Lesungen, Diskussionen und einen Klo-Markt und ein Kreislauf-Sommercamp für Kinder. Die Klo-Skulptur steht immernoch im Prinzessinnengarten am Moritzplatz nähe des Gastrobetriebs.

Und so war der Stundenplan:

Dienstag – Mitmachbaustelle. Der Designer Sebastian Däschle leitete gemäß seines Entwurfs den Bau der Klo-Skulptur an. Die Teilnehmer*innen waren dabei zwei bis zweihundert. Die Einzelteile der Skulpturwurden von Kleingruppen den Tag über gebaut und am Ende montiert – heraus kam eine Klo-Bühne, ein Bühnen-Klo, ein Klo mit Weitblick und Tiefe, ein Klo zum Spielen und Klettern und Kritzeln.

.. das Sommercamp pflanzt wild herum

Mittwoch – Freitag vormittags – im Sommercamp haben die teilnehmenden Kids sich drei Tage lang in den menschlich-tierisch-lebendigen Kreisläufen der Welt versenkt. Es ging um kleine und große Lebewesen unter und über der Erde, ums Essen und Kacken und wieder-Essen. Wir haben Komposthaufen bestiegen und Kompost gesiebt, Bohnen gepflanzt,  Klos besichtigt, mit Erde gemalt und Ekelgedichte geschrieben. ( Zwischen Urin-Pizza und Mond-Kotze war uns sehr lyrisch zu mute.)

Mittwoch-Abend… eine kleine Einführung in die Klo-Kultur. Michael Holzwarth hat erklärt, was Klo-Kultur ist. Wozu gehen wir eigentlich auf’s Klo – außer, weil wir mal müssen? Was verbinden wir damit und was ist kulturhistorisch im stillen Ort geschehen und gesehen worden? Vom Klo hochselbst aus las Michael Holzwarth Passagen seines Buchs „Das gute Klo“ vor und leitete uns anschließend in einer kleinen Klo-Schreibwerkstatt an unsere ganz eigenen Bezüge zum Klo kennenzulernen

Carmen Thomas erläutert die Geschichte der Urinnutzung

„Urin statt Uran? – Neues vom besonderen Saft“ – Die Grande Dame des Urin, Autorin des Buchs „Ein ganz besonderer Saft – Urin“ Carmen Thomas gestaltete einen Abend mittels Impuls- + Frage-Forum zum Thema Urin. Was damit so Alles möglich ist – vom Trinken über’s Düngen über’s Heilen bis zum Putzen – Einiges. Ein unterhaltsames und kurzweiliges Eintauchen in den Urin, das neue Fragen und Vorstellungen im Umgang mit unseren wertvollen Ausscheidungen anregt.

Filmabend Regenerative Landwirtschaft – „Unbroken Ground“. Filmscreening und anschließende Diskussion um Bedingungen regenerativer Landwirtschaft. Auf dem Podium saßen Christian Kroll (Gründer & CEO/ecosia), Julia Bar Tal (Landwirtschaftsmeisterin/Olib Bienenwerder), Magnus Wessel (Leiter Naturschutzpolitik beim BUND Bundesverband) und Ricarda Kandert (Geografin). Diskutiert wurden vor Allem strukturelle Probleme der Landwirtschaft – ausgehend von einer Kritik am Film, der einzelne „Vorbildprojekte“ romantisiert zeigt. Die Frage wie regenerative Landwirtschaft von der Ausnahme zur Regel werden kann, ist und bleibt keine der reinen Konsumentscheidung und des guten Willens sondern eine der Politik: wie werden Subventionen verteilt, wer hat Zugang zu Land, wie kann dem Klimawandel begegnet werden?

Kohl in Kacke-Kompost – im Hintergrund Podiumsdiskussions-Besuchende

Am Samstag fand ein Klo-Markt statt. Kompostklo-Startup, kompostierter Kacke-Kompost, Urin zum Selber-Machen, die kompostierbare Babywindel – und vieles mehr konnten entdeckt werden. Es waren das IGZ, dycle, a tip tap, ein serbisches Klokollektiv, das Kompostklo-Startup Goldeimer vertreten. Abends fand die Podiumsdiskussion „Das große Geschäft – Erfahrungen mit dem Versuch ökologische Sanitärlösungen in Wirtschaft, Gesellschaft & Rechtssprechung zu verankern“ mit Flo Augustin/Finizio – Future Sanitation, Ariane Krause/ KanTe, Ayumi Matsuzaka/ Dycle – Diaper Cycle statt. Ausklang war die Vernissage des Kunstklos mit einer szenischen Lesung des Gedichts „die heilige Scheiße“ von Friedrich Hundertwasser.